Große Konzerne beherrschen den Lebensmittelmarkt

In Österreich kontrollieren drei Handelsketten (REWE Group, Spar, Hofer) etwa 85% des Marktes. Die Konzentration hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verschärft: Noch vor gut 40 Jahren verfügten die drei zentralen Supermarktketten: Konsum, KHG und Spar über einen gemeinsamen Marktanteil von 43%, 1999 war es dann schon ein Marktanteil von knapp 70% den REWE Group, Spar und Hofer zusammen inne hatten. Zukunftsprognosen gehen von einem weiteren Ansteigen der Marktkonzentration aus.

Mit steigender Marktkonzentration nimmt nicht nur die Abhängigkeit der KonsumentInnen von einigen wenigen Konzernen zu. Auch Nachteile der LebensmittelherstellerInnen und -lieferantInnen sowie unfaire Einkaufspraktiken vermehren sich. Während die großen Handelsketten ein immer größeres Stück vom Umsatzkuchen abbekommen, führt ein auf enorme Effizienz-Steigerung und Gewinnmaximierung ausgerichtetes System dazu, dass sich die Bedingungen für andere Parteien, vor allem für die meist kleinen bis mittelgroßen landwirtschaftlichen ProduzentInnen in der Lieferkette verschlechtern. Auch die Ausbeutung von ArbeiterInnen auf Feldern, Plantagen und Fabriken sowie Umweltverschmutzung nehmen zu.

Beispiele für unfaire Handelspraktiken:

  • einseitige Senkung der Preise ohne Absprache mit den ZuliefererInnen
  • rückwirkende Änderung der Vertragsbedingungen
  • übermäßige Verlagerung von Kosten und Risiken auf LieferantInnen
  • unfaire Beendigung der Lieferbeziehung
  • kurzfristige Änderung der Bestellung
  • Drohung, die Handelsbeziehung zu beenden, wenn anspruchsvolle Anforderungen nicht erfüllt werden


Berechnung überhöhter Strafen wenn Liefermengen nicht erfüllt werden
Diese Geschäftspraktiken kommen nur selten ans Licht, da die ZuliefererInnen Angst haben, ihren Hauptkunden (die jeweilige Handelskette) zu verlieren, wenn sie sich (öffentlich) zur Wehr setzen. Sind solche unfairen Handelspraktiken für ProduzentInnen aus reichen Ländern schon schwer zu verkraften, können die Folgen für ZuliefererInnen aus so genannten Entwicklungsländern, wo es nur wenige soziale Sicherungsnetze gibt und Jobs noch rarer sind, verheerend sein.

Seit einiger Zeit wird das Problem unfairer Handelspraktiken auch auf europäischer Ebene in Brüssel anerkannt und diskutiert. Bisher setzt die EU-Kommission jedoch vor allem auf freiwillige Maßnahmen der betroffenen Interessengruppen. Gesetzgeberische Schritte sind bislang noch nicht vorgesehen.

Öffentlich bekennen sich die Supermarktketten zwar zu ihrer unternehmerischen Verantwortung und sind beispielsweise oft Mitglied freiwilliger Standards wie BSCI (ein Verhaltenskodex über den Aufbau einer ethischen Zulieferkette) oder SA-8000 (ein Sozial-Audit System mit der Zielsetzung Arbeitsbedingungen zu verbessern). Jedoch haben sich dadurch die Lebensbedingungen der Menschen, die auf den Feldern und in den Fabriken arbeiten, damit wir Produkte zu Billigstpreisen konsumieren können, kaum verbessert. Eine wirklich nachhaltige Verbesserung der Situation – im Sozial- wie im Umweltbereich – kann letztlich nur durch fairere Preise und fairere Handelsbeziehungen geschaffen werden.